Historisches Bild der ersten Veranstaltung im 1972 der Via Crucis in Castelletto di Brenzone - Privateigentum R.Rausch
DER KREUZWEG "VIA CRUCIS" VON CASTELLETTO DI BRENZONE
Die Kreuzwegsprozession ("Via Crucis") von Brenzone entstand im Jahre 1972 auf Initiative
von Erich Rausch, deutscher Staatsbürger, wohnhaft in der Gemeinde Brenzone, mit
Unterstützung des damaligen Präsidenten des Fremdenverkehrsamts Sergio Vernesoni.
Der schon im Vorjahr gereifte Gedanke war, verschiedene Stationen des Kreuzwegs
durch eindrucksvolle Szenen nachzuvollziehen. Personen in traditionellen Kostümen
jener Zeit sollten, wie es in der Bibel beschrieben wird, entlang eines Mauleselswegs,
den Kreuzweg darstellen.
Einige Wege im Gemeindebereich kamen dafür in Frage, aber schließlich fiel die Entscheidung
auf Castelletto: auf der "Piazzetta dell' Olivo" (Olivenbaum-Platz) sollte der Kreuzweg
beginnen und über die Gassen "Via Crosera", "Via Sapel" und "Via Treca" bis hinauf
zum kleinen Weiler "Biasa" gehen. Diese Wegstrecke mit den antiken Pflastersteinen,
den mittelalterischen Steinhäusern mit wunderschönen Toreingängen, den Laubengängen
und Gewölbekellern in den Innenhöfen, ist nicht nur ein kleines Juwel der Gemeinde;
sie animiert geradezu, sie zu einem Kreuzweg zu nutzen. Vor allem, das letzte steile
Stück von Biasa mit dem darunter liegenden Olivenhain gibt einem das Gefühl den
realen Leidensweg Christus zu verfolgen.
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Don Adelino Sala, Seelsorger der Pfarrei von Giovanni Battista (Magugnano/Brenzone),
an den sich die Urheber dieses religiösen Projekts gerichtet hatten, unterstützte
sofort diese wunderbare Möglichkeit einer Kongregation der gesamten Bevölkerung.
Gemeinsam mit Don Giuseppe Boninsegna, zu jener Zeit Pfarrer der Geimende von Castelletto
und Schwester Augustangela die das Institut der "Kleinen Schwester der Heiligen
Familie" in Castelletto vertrat, bereitete er ein Programm vor. Dank seiner Beziehungen
gelang es ihm einen katholischen und einen evangelischen Geistlichen einzuladen.
So konnte man auch deutschsprachige Touristen miteinbeziehen.
Wegen der Kostüme und der szenischen Effekte richtete sich der Fremdenverkehrspräsident
direkt an die Arena von Verona, die das eigene Material auch bereitwillig zur Verfügung
stellte. Renato Donatini vom Fremdenverkehrsamt leitete die technische Organisation
der Szenografie mit Freiwilligen des Ortes für die Rollen der Statisten.
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Die einzelnen Kreuzwegstationen sollten möglichst originaltreu, d.h. den Beschreibungen
der Heiligen Schrift entsprechend, nachgestellt werden. So wurde z.B. während der
"Via Crucis" die gesamte Stromversorgung an der Wegstrecke unterbrochen und durch
50 kleine Feuerstellen die mit einer Mischung aus Sägemehl und Petroleum geschürt
wurden, ersetzt. Der Standort dieser Feuer wurde in Abendproben zusammen mit den
kostümierten Komparsen genau studiert; der Schein dieser schwach flackernden Lichtern
entlang der "Via Crucis" verlieh den Torbögen, Innenhöfen, Olivenhainen, etc. eine
eigenartige Atmosphäre.
Dieser Eindruck wurde durch die akustische Untermalung mit geistlicher Musik, die
dem erfahrenen Chor von Cadidavid (Verona) anvertraut wurde, noch verstärkt.
An Ostern 1972 fand also die "Premiere" der Brenzoneser "Via Crucis"-Serie statt.
Die Abendmesse wurde von der Piazzetta dell' Olivo ausgehend entlang der Wegstrecke
sozusagen unter freiem Himmel zelebriert. Bei jedem "lebenden" Bild erinnerten die
Geistlichen Don Adelino und Don Giuseppe sowie der Pfarrer und ein Pastor aus Deutschland
an das Martyrium Christi. Die enorme Beteiligung der Bevölkerung übertraf jede Erwartung:
eine schier endlose Lichterkette (jeder Teilnehmer bekam vor Beginn eine Kerze mit
farbigem aufgesetzten Windschutz) zog langsam, von Gebeten und heiligen Gesängen
des Kirchenchors begleitet, an den mit dem "klassischen" Licht der Feuerstellen
beleuchteten Kreuzwegstationen bis nach Biasa hinauf, wo die Kreuzigung selbst dargestellt
war.
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Auf Grund des großen Zuspruchs bei Einheimischen und Touristen widmete die Region
Veneto in den kommenden Jahren dieser religiösen Veranstaltung größere Aufmerksamkeit.
1973 gelang es Sergio Vernesoni mit Hilfe des damaligen Landrats für Tourismus Prof.
Piero Nichele und des Fremdenverkehrsdirektors von Malcesine Herrn Vittorio Dapretto,
einen direkten Zuschuss von ca. 40-50 Millionen Lire zu erhalten. Mit diesem Geld
wurden 80 Absperrgitter, eine mobile 20qm große Tribüne, 2 Podeste für den Chor
und weiteres wichtiges Zubehör für die Prozessionen zu organisieren und so wurde
er Regisseur der weiteren "Via Crucis di Brenzone" bis in die Anfänge der neunziger
Jahre.
Dem Organisationstalent Dapretto gelang es auch -leider nur für einige Jahre- eine
richtige theatralische Interpretation des biblischen Textes mit Schauspielern am
Dorfplatz von Biasa vorzuführen.
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Der große Erfolg der Brenzoneser Via-Crucis-Prozessionen trug auch dazu bei,
daß nach 1973 diverse Veranstaltungen der "Kar- und Osterwoche an der Olivenriviera"
ins Leben gerufen und koordiniert wurden.
Dank der finanziellen Disponibilität des Komitees "Riviera degli Olivi" und der
Sensibilität seines Präsidenten Herrn Gianfranceschi, und auch dank der Kontaktfähigkeit
des Direktors der "Azienda di Soggiorno" von Malcesine Herr V. Dapretto entwickelten
sich in den siebziger Jahren religiöse Partnerschaften mit auswärtigen Orten; weitere
Initiativen dieser Art entfalteten sich auch an anderen Orten des Gardasees.
Brenzone und Malcesine hatten auf Grund der Aktivitäten von Don Adelino Sala über
viele Jahre hinweg die Möglichkeit, die ganze Saison über Messen zweisprachig (deutsch
/ italienisch) zu zelebrieren.
Historisches Bild der ersten Veranstaltung im 1972 der Via Crucis in Castelletto di Brenzone
Links unten Herr Erich Rausch - Privateigentum R.Rausch
Die "Via Crucis di Brenzone" und andere religiöse Initiativen an der frühlingshaften
"Olivenriviera" fanden auch ein breites Echo sowohl im Fernsehen wie auch in der
In- und Ausländischen Presse.
Trotz der häufigen Wechsel der Pfarrer in Castelletto (zuerst Don Giuseppe Boninsegna,
1974 Don Flavio Arcozzi, 1981 Don Floriano Giarole, 1989 Don Claudio Turri und 1994
Don Luigi Marogna) und der damit verbundenen Probleme wurde die organisatorische
Verantwortung für lange Zeit von den geistigen Vätern der Via Crucis, Erich Rausch
und Sergio Vernesoni, selbst getragen. Außerdem waren Don Adelino Sala für die Beziehungen
zu Deutschland, Vittorio Dapretto für das Fremdenverkehrsamt, Schwester Augustangela
für das Institut der "Kleinen Schwester der Heiligen Familie", Renato Donatini für
die örtliche Organisation zuständig; nicht zu vergessen sind die zahlreichen freiwilligen
Helfer und die Gemeindeverwaltung.
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In den achtziger Jahren traten Sergio Vernesoni und Vittorio Dapretto aus den
jeweiligen Fremdenverkehrsämtern aus, Erich Rausch wurde zum gleichen Zeitpunkt
von einer schweren Krankheit getroffen und dazu kam ein neuer Pfarrer in die Pfarrei
von Castelletto: diese Fakten trugen zu einer Pause in den Jahren 1980 und 1981
bei.
Doch bereits 1983 nahm man dank der Gemeindeverwaltung, der Pfarrei von Castelletto
und vor allem dank des unverwüstlichen Willens zahlreicher Freiwilliger die "Via
Crucis" wieder auf.
Langsam erreichte sie wieder ihre Originalform.
In den neunziger Jahren konnten sogar mit Hilfe des Fremdenverkehrsamts der "Riviera
degli Olivi" einige Kostüme gekauft werden.
In den letzten Jahren entwickelte sich die "Via Crucis" wie zu alten glorreichen
Zeiten, auch dank der "Pro Loco von Brenzone", die im April 1994 gegründet wurde.
Mit Unterstützung der Gemeindeverwaltung wurden neue technische Mittel für Licht
und Ton gekauft, um diese einmalige religiöse Bedeutung noch ergreifender zu gestalten.
Informationen:
Associazione Pro Loco “Per Brenzone”
37010 Brenzone sul Garda (Vr)
Via XX
Settembre, 8
Tel. +39 045 7420076
www.brenzone.it
E-Mail:
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